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Deal mit Gott

  • Autorenbild: Lisa Holtzheimer
    Lisa Holtzheimer
  • 3. Mai 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Mai 2020

Frage:

Wenn ich mir in der Führung Gottes unsicher bin und Gott einen Deal vorschlage: „Wenn Du mir …, dann ich …“ oder „Wenn bis dann das nicht geschehen ist, dann sehe ich das als ein Ja, wenn doch, dann als ein Nein.“ Lässt Gott das mit sich machen und kann ich es dann als absolute Methode nehmen, um Klarheit zu erlangen?


Antwort:

Eine wirklich interessante Frage! Zunächst und aus dem Bauch heraus hätte ich gesagt: Nein, mit Gott kann ich nicht dealen, denn er ist souverän, heilig, unantastbar in seinen Entscheidungen. Doch dann kamen mir gleich zwei biblische Begebenheiten in den Sinn, in denen Menschen ganz offensichtlich mit Gott gedealt haben – und zwar schon sehr früh in der

Menschheitsgeschichte! Abrahams Feilschen für Sodom und Gomorra

In 1. Mose 18, 20 - 33 wird uns von Sodom und Gomorra berichtet. Die Namen der beiden Städte des frühen Israels sind heute noch Begriffe für heilloses Durcheinander, Zügellosigkeit – das Chaos schlechthin. In den Versen 20 und 21 heißt es: "„Darum sagte der Herr laut: Harte Anschuldigungen habe ich über die Menschen von Sodom und Gomorra vernommen: Sie sollen ein abscheuliches Leben führen. Ich gehe jetzt dorthin, um selbst nachzusehen, ob die schweren Vorwürfe wirklich zutreffen.“"

Bemerkenswert sind schon die drei Verse zuvor beschriebenen Gedanken Gottes: „Soll ich wirklich vor Abraham verbergen, was ich mit Sodom und Gomorra vorhabe?“

Gott, der zu diesem Zeitpunkt schon weiß, wie Abraham reagieren wird, möchte ihn dennoch nicht vor vollendete Tatsachen stellen, sondern teilt ihm seine Gedanken mit. Der allmächtige, allwissende und heilige Gott betrachtet den Menschen Abraham als gleichwertigen Ansprechpartner!

Und letzterer begreift sofort, dass Gott vorhat, beide Städte zu vernichten, denn Abraham hatte eine sehr enge Beziehung zu Gott und kannte dessen „Ansichten“ sehr gut. (Ob Gott mit Abraham „wörtlich“ – also hörbar – gesprochen hat, lässt sich nicht letztgültig sagen; allerdings gehe ich aufgrund des biblischen Berichtes davon aus, dass es so war.)

Abraham bekommt es nun mit der Angst zu tun: Nicht, weil er selbst auch vernichtet werden soll, sondern weil er sich überlegt, dass es zumindest einige „Gerechte“ in Sodom geben könnte. Diese einfach mit allen anderen zu vernichten, hält er für unfair – und sagt es Gott auch: „Willst du wirklich Unschuldige und Schuldige zusammen vernichten? Vielleicht findest du ja 50 Leute in der Stadt, die nichts Böses getan haben und dir dienen. Willst du die Stadt nicht um ihretwillen verschonen? Es wäre unrecht von dir, Sodom ganz zu vernichten! Denn dann tötest du ohne Unterschied den Schuldlosen und den Schuldigen und behandelst beide gleich. Das wäre nicht Recht! Du bist der Richter der ganzen Welt und willst gegen die Gerechtigkeit verstoßen (1. Mose 18, 23 - 25)?

Abraham scheint ziemlich aufgebracht, denn er wagt es, Gott vorzuwerfen, dass sein Handeln ungerecht sein könnte. Eigentlich ein starkes Stück – doch Gott reagiert nicht wütend oder beleidigt: „Da erwiderte der Herr: Wenn ich in Sodom 50 Unschuldige finde, werde ich um ihretwillen den ganzen Ort verschonen“ (1. Mose 18, 26).

Gott lässt sich also auf den Deal ein! Abraham beginnt zu feilschen, handelt Gott sozusagen Stück für Stück herunter: 45, 40, 20 und schließlich 10 unschuldige Menschen sollen ihm genügen, um die Stadt zu verschonen. Immer wieder lenkt Gott ein, immer wieder sagt er „okay, wenn diese wenigen unschuldigen Menschen in der Stadt gefunden werden, werde ich nichts tun und die ganze Stadt verschonen““.

Das Ende der Geschichte ist bekannt: Sodom wurde doch vernichtet, ebenso später Gomorra – es haben sich jeweils nicht einmal zehn Gerechten gefunden. Aber Gott hätte sich von seinem Plan abbringen lassen, wenn es doch der Fall gewesen wäre, denn Gott hält sein Wort. Menschen können also durchaus mit Gott dealen!


Gideon und der Deal mit dem Schaffell

Eine zweite Begebenheit finden wir in Richter 6, 36: Gideon wird von Gott auserwählt, sein Volk zu retten, er glaubt Gott zwar, will aber einen „Echtheitsbeweis“. Deshalb legt er über Nacht ein Schaffell aus und sagt zu Gott, am nächsten Morgen solle das Fell nass von Tau sein und der Boden rundherum trocken. Es geschieht so, doch Gideon genügt dieses Wunder noch nicht; er möchte am nächsten Morgen den zweiten Beweis sehen und verlangt, dass dieses Mal das Fell trocken und der Boden rundherum nass sein soll. Auch dieses geschieht nach seinem Wunsch.

Ebenso wie bei Abraham, finden wir auch hier einen Menschen, der mit Gott handelt – wenn auch nur als „Versicherung“ und Bestätigung für das, was er verstanden zu haben glaubt.

Was bedeutet dies für uns heute?

Gott hat zwar seinen Plan mit uns und er kennt alle Eventualitäten, die aus unseren eigenen Entscheidungen passieren. Dennoch sind wir ihm sicherlich nicht „blind und hilflos ausgeliefert“ (wenn man das überhaupt von einer Beziehung zu Gott behaupten könnte). Er interessiert sich durchaus auch für unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen, er akzeptiert in jedem Fall unsere eigenen Entscheidungen, zwingt uns niemals dazu, uns mit unserem Willen für oder gegen eine Sache zu entscheiden.

Gott lässt mit sich dealen – ja, aber nur in einem „gewissen Rahmen“: Wir können Gott nicht zwingen, etwas zu tun als Gegenleistung, wenn wir zuvor etwas für ihn getan oder uns seinem Willen gemäß verhalten haben. Selbst wenn die Wünsche noch so „fromm“ sind, ist ihre Erfüllung nicht verdienbar und Gott uns niemals etwas schuldig.


Gott um Bestätigung bitten?

Umgekehrt können wir Gott durchaus bitten, uns Wünsche zu erfüllen(eine bestimmte Arbeitsstelle oder was auch immer) und ihm „im Gegenzug“ dafür versprechen, etwas Bestimmtes zu tun. Dies entspräche dem Motto „Wenn du mir … dann ich …“, wie in der Frage formuliert.

Eine meiner Freundinnen hat genau das getan: Sie – auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle – wollte gern im christlichen Bereich arbeiten, jedoch nicht bei einer Organisation, die ihre Mitarbeiter über einen selbst aufzubauenden Freundes- und Spenderkreis finanziert. So hat sie zu Gott gesagt: „Wenn du mir einen Arbeitsplatz im christlichen Bereich schenkst, an dem ich ein festes Gehalt bekomme, von dem ich leben kann, dann werde ich dafür eine andere Person unterstützen.“ Es dauerte gar nicht lange bis sie die Arbeitsstelle bekam, an der sie jetzt arbeitet: in einem Missionswerk, das seinen Mitarbeitern feste Gehälter zahlt. Sie hat daraufhin ihr Versprechen wahr gemacht und unterstützt nun eine andere Person.

Am Beispiel von Gideon wird deutlich, dass auch der Weg „wenn dies oder das geschieht, dann sehe ich das als ja, wenn nicht, dann als nein“ oder so ähnlich, möglich ist.

Jedoch sollten wir auch hier selbstkritisch überdenken, ob wir nicht einfach unsere eigenen Wünsche mit dieser Art der Fragestellung zu erfüllen versuchen. Nach dem Motto: „Wenn es morgen früh geschneit hat, weiß ich, dass ich ihn oder sie heiraten werde.“ Je nach Jahreszeit sinken oder steigen die Chancen also J. Natürlich ist das Beispiel überspitzt, aber zeigt, was ich sagen will: Es ist relativ einfach, eine solche Methode von vornherein manipuliert anzulegen und das Ergebnis schon vor dem eigentlichen „Test“ abzusehen.


Wenn man aber einen sehr klaren Eindruck von Gott hat, man solle etwas tun (sei es, in die Mission zu gehen, sei es schlicht, die Arbeitsstelle zu wechseln), so kann man mit Gott einen solchen „Deal“ machen, um letzte Gewissheit zu bekommen. Gott möchte unser Vertrauen, aber er kennt uns auch und weiß, welcher Mensch eine zusätzliche Sicherheit braucht – so wie Gideon zum Beispiel.

© Lisa Holtzheimer

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