Bei Jesus in die Schule gehen
- Lisa Holtzheimer
- 29. Nov. 2020
- 14 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Aug. 2021

Ich möchte euch heute mitnehmen in die Schule. Erinnert ihr euch noch an eure Schulzeit? Einige unter uns brauchen sich gar nicht zu erinnern, für sie ist es noch Alltag :-) . Aber für andere ist die Schulzeit schon ziemlich lange her – für mich ja auch. 1981 bin ich aus der Schule entlassen worden, und wenn ich zurückdenke, scheint mir das wie ein anderes Leben gewesen zu sein.
Es gab Zeiten, in denen bin ich gerne in die Schule gegangen – vor allem in den letzten beiden Jahren. Es gab aber auch Zeiten, in denen habe ich die Schule regelrecht gehasst. Das hatte ganz unterschiedliche Gründe, aber einen Anteil daran hatten ein paar Lehrer, die mir das Leben dort wirklich schwer gemacht haben. In diesen Jahren war jeder Tag, der nicht in den Ferien lag, eine echte Qual für mich – und ich kann mich noch gut erinnern, wie ich so ab Mitte der Sommerferien angstvoll die Tage gezählt habe, bis die schulfreie Zeit zu Ende war und ich wieder in die Höhle des Löwen musste.
Heute – im Nachhinein – stehe ich zwar manchen Methoden der Lehrer immer noch kritisch gegenüber, bin aber dankbar für die Zeit, die ich in die Schule gehen durfte – und ärgere mich manchmal, dass ich nicht einen höheren Abschluss machen konnte.
In den Jahren nach der Mittleren Reife habe ich dann noch so manche Schulbank gedrückt – Ausbildung, Führerschein, Umschulung, VHS, Bibelschule ... diverse Seminare und Kurse nicht zu vergessen. Denn eigentlich macht mir das Lernen Spaß. Es müssen nur die richtigen Umstände sein, in denen ich lerne.
Ich vermute, das geht den meisten unter euch genauso. Etwas Neues zu lernen, mehr zu wissen, eine Sprache zu lernen oder – je nach Interessengebiet – komplizierte physikalische Gesetze zu erforschen, ist hochinteressant und steigert auch das Selbstwertgefühl. Trotzdem weckt vielleicht alleine das Wort „Schule“ bei vielen eher unangenehme Gefühle und Erinnerungen.
So ging es mir auch, als mir Jesus sagte, dass er mich in seine Schule nehmen wollte. Interessanterweise war meine erste Reaktion darauf noch nicht einmal die Erinnerung an meine eigene Schulzeit, sondern es kam noch viel schlimmer: in meinem Kopf formten sich Bilder aus uralten Erzählungen von meinem Vater, der in den 1930er-Jahren zur Schule gegangen ist. Sofort sah ich Bilder von mit Rohrstöcken bewaffneten Lehrern vor mir, die nur darauf warten, dass ich einen Fehler mache, zu spät komme oder zur falschen Zeit niese ... Dann konnten sie ihre Macht demonstrieren und ohne Rücksicht auf Verluste auf die Finger oder noch andere Körperteile ihrer armen Schüler losschlagen.
Nicht sehr erstaunlich also, dass mir der Gedanke, bei Jesus in die Schule gehen zu „müssen“, nicht besonders attraktiv erschien ...
Noch bevor ich das überhaupt wirklich registrieren konnte, hat Jesus mich dann genau damit überführt. Wie gut, dass er sich nicht beleidigt in die Ecke verzieht, wenn wir solche falschen Gedanken über ihn haben ... Sonst wäre ich jetzt nicht in der Lage, euch eine Predigt über dieses Thema zu halten, sondern würde vermutlich auch in der Ecke sitzen und mich nicht mal an das Schultor wagen, geschweige denn, die Tür zu öffnen ...
So aber hat Jesus mich mitgenommen in seine Schule und mir eine Menge darüber gesagt. All diese Dinge sind uns nicht wirklich unbekannt – wie wohl überhaupt so viele Wahrheiten, die wir im Laufe unseres Christenlebens vielleicht schon x-mal gehört haben. Ich habe gemerkt, dass es trotzdem wichtig ist, sie ab und zu wieder ganz neu zu hören und zu lernen. Wie in der echten Schule eben – da hört man den Stoff auch immer wieder, bis man ihn (hoffentlich ...) wirklich gelernt hat.
Der Unterschied zwischen der irdischen und der himmlischen Schule besteht nun nicht nur in der Person des Lehrers, sondern auch in der Art und Weise des Unterrichts und vor allem im Zeitpunkt des ersten Schultags.
Zumindest in Deutschland beginnt eine Schullaufbahn meistens mit 6 Jahren – manchmal auch erst mit 7. Bis dahin ist ein Kinderleben Freiheit pur. Keine lästigen Hausaufgaben, wenn man viel lieber spielen will, nicht jeden Morgen früh aufstehen müssen, auch wenn man noch müde ist – und selbst den Kindergarten kann man mal schwänzen, wenn Mama oder Papa es erlauben. Mit dem ersten Schultag ist es mit dieser Freiheit vorbei.
Das wiederum empfinden aber nur ältere Kinder so – denn die allermeisten Kinder freuen sich auf ihren ersten Schultag und auch darauf, nun endlich zu den „Großen“ zu gehören, die in die Schule gehen dürfen. Erst später wird die Schule als eine Art „Freiheitsberaubung“ empfunden und das Lernen zur lästigen Pflicht.
Noch ein paar Jahre später ändert sich dies – meistens – zum Glück auch wieder und die nun älter gewordenen Kinder sind dankbar für das, was sie lernen durften.
Die himmlische Schule unterscheidet sich in so einigen Punkten davon. Hier beginnt der Unterricht nicht nach den ersten 6 oder 7 Lebensjahren, sondern schon am ersten Lebenstag. Jesus nimmt uns sofort mit unserer Bekehrung in die Schule. Mit unserer Entscheidung für Jesus fängt unser neues Leben an – man könnte auch sagen, unser eigentliches Leben fängt an. Denn laut Bibel sind wir vorher tot in der Sünde. Wenn wir Jesus unser Leben übergeben haben, dann sind wir vom Tod zum Leben übergegangen.
Joh 5, 24
So wie das natürliche Leben mit der Geburt beginnt, beginnt das geistliche Leben auch mit einer Geburt – mit der Wiedergeburt oder Bekehrung. Und genau wie im natürlichen Leben beginnt auch der Lernprozess des – geistlichen – Babys an demselben Tag.
Viele Christen sind so geprägt, dass sie glauben, mit der Bekehrung wurde eine Art Stoppschild in ihrem Leben gesetzt. Das Stoppschild stoppt das alte Leben. Bis dahin ist dagegen auch nichts zu sagen.
Die weitere Vorstellung ist dann aber zu oft nur noch ein Stillstand. So, als würde man an der Straßenecke mit dem Stoppschild auf ewig stehen bleiben. Das alte Leben liegt hinter mir, und die Straße ist günstigerweise auch noch eine Einbahnstraße, so dass ich nicht zurückfahren kann. Vor mir steht das Stoppschild – und somit kann ich mich hier gemütlich einrichten.
Ich ziehe eine Hecke um mein Auto, pflanze ein paar hübsche Blümchen, lege eine Terrasse an und höre natürlich im Autoradio nur noch fromme CDs. Mit einem Gartenstuhl aus dem Kofferraum setze ich mich unter die Markise, die ich vom Autodach zum Stoppschild gespannt habe, und mache brav jeden Morgen nach dem Aufstehen 10 Minuten Stille Zeit. Natürlich mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen ...
Dann gehe ich meinem Alltag nach und bin ein toller Christ geworden. Manchmal schaue ich mich vielleicht noch nach hinten um und ärgere mich über all die Autos, die in der Straße „Altes Leben“ wild und scheinbar ohne Regeln kreuz und quer durch die Gegend fahren, aber dann erinnere ich mich daran, dass ich als Christ ja nicht zurückschauen soll, und entschließe mich vielleicht, lieber hinter meinem Auto eine höhere Hecke zu pflanzen, damit ich nicht in Versuchung gerate, dies doch zu tun ...
Eine witzige Vorstellung von dem Leben im Auto am Stoppschild – aber genauso leben unzählige Menschen ihr Christsein, weil diese Tradition in vielen Kirchen und Gemeinden seit vielen Jahren gehegt und gepflegt wird. Doch das macht sie deshalb noch nicht richtiger.
In Wahrheit ist nämlich genau das Gegenteil der Fall. So wie ein Baby mit seiner Geburt in eine ganz neue, ihm bisher unbekannte, Welt hineinkommt, und den Umgang mit dieser Welt jetzt lernen muss, so geht es auch neugeborenen Christenbabys. Oder zurück zum Auto: Wir müssen in die neue, unbekannte Straße abbiegen, das Stoppschild hinter uns lassen und Gas geben, um weiterzukommen.
Mit einem neugeborenen Baby passiert im Grunde nichts anderes. Das Leben ist ja kein einmaliger Akt, sondern fängt mit der Geburt an und geht von dem Zeitpunkt an in einen unaufhörlichen Prozess über. Kein Mensch bleibt immer Baby – dazu braucht er sich nicht zu entscheiden oder zu überlegen, ob er überhaupt wachsen will. Das passiert von ganz alleine. Ein Kind beginnt zu wachsen – körperlich ebenso wie geistig. Stoppschilder nützen hier nichts – nichts und niemand wird ein Kind davon abhalten können zu wachsen.
Das Ganze passiert langsam und in Entwicklungsschritten. Ein neugeborenes Baby springt nicht aus seiner Wiege und macht einen Dauerlauf. Zuerst lernt ein Baby zu trinken und sich bemerkbar zu machen, wenn es irgendwelche Bedürfnisse hat. Und eine liebevolle Mutter wird darauf achten, was ihrem Kind fehlt. Wenn es Hunger hat, wird sie ihm Nahrung geben – und das ganz abgestimmt auf den Entwicklungsstand des Kindes. Keine Mutter wird ihrem 4 Wochen alten Säugling Schwarzbrot servieren. Das Baby könnte damit nichts anfangen und würde verhungern, obwohl die Nahrung vielleicht sogar in seiner Hand liegt.
Genauso macht es Jesus mit uns. Wenn wir neu geboren werden, beginnen wir zu lernen – wir gehen sofort in die Schule Jesu. Und auch er serviert uns nicht gleich Schwarzbrot, wenn wir noch nicht mal Milchbrötchen kauen können, sondern zuerst nur Milch trinken. Nein, er füttert uns auch zuerst mit Milch, denn etwas anderes können wir noch gar nicht vertragen.
Hebr 5, 13
Aber ebenso wie im natürlichen Leben ändert sich das schon recht bald. Nach ein paar Wochen kommt schon Brei dazu, dann weiche Kekse und bald darauf lernt ein Kind, Brot zu essen. Das geht nicht immer ohne Matsch und Krümel ab – und auch das lässt sich gut auf den geistlichen Lernprozess übertragen :-).
Jesus gibt uns zuerst Milch – das sind die Grundlagen des christlichen Lebens. Wir müssen nicht gleich sämtliche Bücher der Bibel auswendig können und die Lebensgeschichten von allen wichtigen Personen nacherzählen können. Zuerst müssen wir Milch trinken – Kraft sammeln zum Wachsen und leben lernen. In der Milch stecken die Grundnährstoffe, die ein Kind dafür braucht.
Auch ein geistliches Kind braucht zuerst die Grundnährstoffe des geistlichen Lebens. Zuerst muss es wissen, dass Jesus es liebt. Dann braucht es den Grundnährstoff zu erkennen, dass seine Schuld es für alle Zeiten von Gott trennt und dass Jesus genau dafür gestorben ist. Und es braucht den Grundnährstoff Vertrauen. Vertrauen darauf, dass es bei Jesus in den besten Händen ist und dass die Entscheidung, die es getroffen hat, die wichtigste und gleichzeitig beste seines ganzes Lebens ist.
Dies sind die ersten Nährstoffe, die Jesus dem geistlichen Baby nach der Geburt gibt. Zuerst geht es nur darum, das neue Leben zu stärken und zu kräftigen. Wenn das passiert ist, geht es in die nächste Phase. Ein Kind lernt ja nicht nur zu trinken, sondern es lernt auch sprechen, laufen, Fahrrad fahren, schreiben, lesen, rechnen ... Es lernt leben.
Aber all das braucht seine Zeit. All das ist ein Prozess. Genauso ist das geistliche Wachstum ein Prozess. Auch ein geistliches Kind lernt geistlich leben. Am Stoppschild stehen zu bleiben, ist kein Prozess, sondern Stillstand. Ein Prozess ist eine Weiterentwicklung. Wer stehen bleibt, kommt nicht voran. Wer nicht vorankommt, entwickelt sich nicht weiter. Wer sich nicht weiterentwickelt, vegetiert vor sich hin.
Das machen auch Christen – sehr häufig sogar. Und Jesus blutet das Herz, wenn seine Kinder dahinvegetieren, wenn sie nicht in seine Schule kommen, um geistlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Jesus zwingt niemanden in seine Schule – grundsätzlich ist es nicht Jesu Art, irgendjemanden zu irgendetwas zu zwingen. Jesus lädt ein! Er lädt seine Kinder ein, in seiner Schule von ihm zu lernen. Wenn wir uns hartnäckig weigern, dieser Einladung zu folgen, werden wir geistlich wirklich nur dahinvegetieren. Und irgendwann sterben. Die Folge von Stillstand ist immer Tod.
Wenn wir aber der Einladung in die Schule folgen, beginnt der gesunde Entwicklungsprozess. Die Milchphase liegt nun schon hinter uns, und wenn uns geistlichen Kindern dann die ersten Zähne gewachsen sind, stellt Jesus die Nahrung langsam um. Nun kommt schon ein wenig festere Nahrung dazu, nicht mehr nur Milch. Auch noch nicht gleich Schwarzbrot, aber schon mal Milchbrötchen, Kekse, Brei. Auch mal ein paar Süßigkeiten :-).
Das sind die ersten mutigeren Schritte im geistlichen Leben. Man wagt sich schon mal aus seinem Auto-Grundstück heraus, schleicht ans Stoppschild und schielt um die Ecke. Man wird neugierig, was das Leben da, wo man selbst noch nicht war, bietet. Man erkennt plötzlich dass auf dieser Strecke auch Autos unterwegs sind.
Kinder sind von Natur aus neugierig. Kinder würden sofort um die Ecke laufen, um zu sehen, was dort los ist. Uns Erwachsenen ist diese Neugier – na ja, vielleicht gar nicht wirklich abhanden gekommen, aber gründlich aberzogen worden. „Sei nicht so neugierig!" ist vielleicht einer der häufigsten Sätze in der Kindererziehung ... Neugierig sein ist etwas Schlechtes. Gleichzeitig sollen wir aber lernwillig sein. Eigentlich widerspricht sich das gewaltig ... Etwas lernen zu wollen, hat viel mit der „Gier“ zu tun, etwas Neues zu entdecken.
Als geistliches Kind dürfen wir also neugierig sein – sollen es sogar! Gott wird uns niemals sagen „sei nicht so neugierig!“ Ganz im Gegenteil! Er ruft uns zu: „Hier gibt es etwas zu entdecken! Komm und finde es heraus!“
Das ist auch etwas, das die himmlische Schule von der irdischen unterscheidet! Hier dürfen und sollen wir neugierig sein, auf Entdeckungsreise gehen und unzählige Fragen stellen. Und wir dürfen ausprobieren, auch mal auf die Nase fallen und uns von unserem Lehrer Jesus wieder auf die Beine stellen lassen. Wir dürfen nach Herzenslust probieren und studieren – und wir bekommen keine schlechten Zensuren, wenn etwas beim ersten Mal nicht gleich klappt.
Wenn ich eine Predigt vorbereite, stehe ich schnell an dem Punkt, an dem ich mich frage: „Was – um alles in der Welt – soll ich den Leuten denn nur sagen?“ Natürlich will ich euch das weitergeben, was Jesus euch sagen will. Aber ich gehöre zu den Menschen, die schnell denken, sie müssten alles alleine machen, die Leistung selbst erbringen und nicht „so faul sein“, einfach Jesus zu fragen und ihn reden zu lassen. Natürlich ist das grundfalsch, aber das ist ein großer Teil meiner Prägung, mit der ich auch immer noch kämpfe.
Dazu hat Jesus mir dann gesagt, wo ein weiterer Unterschied zwischen der irdischen und der himmlischen Schule besteht. In der himmlischen Schule darf man ohne Bedenken abschreiben und man darf sogar den Lehrer die Arbeit tun lassen! Jesus ist der Lehrer, er sagt, wo es langgeht – und er will sogar die Arbeit tun. Er will uns sagen, was Sache ist. Er stellt uns keine unlösbaren Rechenaufgaben, sondern er sagt uns freigiebig die Lösung. Einzige Voraussetzung: wir müssen ihn fragen und auf seine Antwort hören.
Kinder fragen ihren Eltern oft Löcher in den Bauch. Und wenn die Eltern ihnen dann eine Antwort auf die Frage geben, heißt das aber oft noch lange nicht, dass die Kinder dem Rat der Eltern dann auch folgen. Hier ähneln wir geistlichen Kinder den natürlichen Kindern wieder sehr. Wir fragen unserem Vater oft auch Löcher in den Bauch – aber mal ehrlich: wie oft warten wir wirklich auf eine Antwort und laufen nicht schon beinahe während der Frage wieder weg, weil uns irgendetwas ablenkt?
Und wenn wir tatsächlich auf die Antwort gewartet haben und sie auch wirklich gehört haben – wie oft setzen wir sie dann auch wirklich 1 : 1 in die Tat um? Ich kann da natürlich nur von mir reden – und ich kann nur sagen, dass ich viel zu oft schon weiterrenne, wenn ich Gott nach etwas gefragt habe, so dass ich gar nicht in der Lage bin, seine Antwort zu hören. Ich weiß auch nicht, ob er in solchen Fällen überhaupt eine Antwort gibt. Wenn dein Kind fragt, was es zu Mittag gibt, und noch bevor du antworten kannst, hat es die Küchentür schon wieder zugeschlagen und rennt draußen am Fenster vorbei zum Fußballplatz – dann sparst du dir die Antwort vermutlich auch. Möglicherweise macht Gott das genauso. Trotzdem wirst du dein Kind zum Essen rufen und es nicht hungern lassen – und glücklicherweise macht Gott auch das genauso.
Er ruft uns immer wieder. Er wird nicht müde, uns zu rufen, zu locken, uns einzuladen. Und er wird uns jede Antwort geben, wenn wir bereit sind zu hören. Gott sehnt sich danach, dass wir uns mit ihm zusammen auf’s Sofa setzen, uns in seinen Arm kuscheln und ihm zuhören.
Das ist Gottes Schule! In seinem Arm liegen und zuhören, was er uns an Gutem zu sagen hat. Und ihm vertrauen, dass er am allerbesten weiß, was das Richtige für uns ist. Ihm vertrauen, dass er alles für uns schon längst getan hat.
An diesen Punkten beginnt Gottes „höhere Schule“. Nachdem wir die Grundschule absolviert haben, nimmt Gott uns mit in die höhere Schule. Glauben und Vertrauen sind Fächer in der Grundschule, aber sie werden in der höheren Schule vertieft. Die Erkenntnisse werden tiefer und das Verarbeiten wird tiefer.
In dieser höheren Schule erwartet Gott mehr Vertrauen und mehr Glauben als von den Grundschülern. Übrigens gehen in der himmlischen Schule die Kinder sehr unterschiedlich lange in die Grundschule. Manche brauchen nur ein paar Monate, manche brauchen viele Jahre. Doch wenn bei jedem Menschen individuell der Punkt zur Versetzung gekommen ist, nimmt Gott dich in die höhere Schule, wo der Stoff aus der Grundschule vertieft und erweitert wird.
Jetzt kommen in den Fächern Glauben und Vertrauen schon schwierigere Übungen dazu. Mag sein, dass du in finanzieller Not bist. Gott sagt: „Gib mir konsequent deinen Zehnten.“ Das fällt uns nicht leicht – mir auch nicht. Aber in der höheren Schule lernen wir zu vertrauen, auch wenn unser Verstand nicht mehr mitkommt. „Ich kann doch rechnen!“ sagt der Verstand sofort. „Wenn ich von den paar Kröten, mit denen ich mich und die Kinder durchkriegen muss, noch 10 % abgebe, dann bleibt mir ja gar nichts mehr.“ Mag rein rechnerisch stimmen.
Gott aber sagt, dass auf dem Geben Segen liegt. Und es gab schon statistische Erhebungen, die untermauert haben, dass Menschen, die aus Glauben regelmäßig ihren Zehnten geben, am Ende des Monats mehr übrig hatten als zu den Zeiten, in denen sie das nicht getan haben – also mit 90 % besser über die Runden gekommen sind als mit 100 %. Das ist Segen.
Genau dasselbe gilt für unsere Zeit. Wie oft verschieben wir die „Stille Zeit“ – oder wie immer wir unsere Zeit mit Gott nennen.
Auf meinem Schreibtisch liegt noch so viel Arbeit! Wenn ich jetzt eine Stunde nichts tue, werde ich damit nie fertig.
Im Fernsehenläuft das Länderspiel, auf das ich mich so gefreut habe. Das kann ich doch nicht ausfallen lassen ...
Meine Frau erwartet, dass ich den Rasen mähe, den Küchenschrank repariere und nach der defekten Dusche schaue – wann bitte soll ich mich noch hinsetzen und in der Bibel lesen?
Das ließe sich unendlich fortsetzen – jeder von uns hat mehr als genug Punkte, die er hier anhängen kann. Mein Schreibtisch bricht ständig beinahe zusammen unter den verschiedensten Dingen, die darauf warten, bearbeitet zu werden. Und noch viel zu oft lasse ich mich davon beeindrucken und gehe lieber daran, als mich mit Gott zu unterhalten.
Aber für unsere Zeit mit Gott gilt dasselbe Prinzip wie für unser Geld. Das, was wir Gott geben, gibt er uns vielfach zurück. Wenn wir Gott unsere Zeit geben, wird er unsere Zeit segnen. Wir werden nicht in Stress kommen, weil wir Zeit mit Gott verbringen. Zeit mit Gott ist nie verlorene Zeit. Es ist heilige Zeit. Und es dran, dass wir uns darüber klar werden. Wir müssen unsere Zeit mit Gott heiligen. Ebenso wie wir den Sabbat – den freien Tag mit und für Gott – heiligen müssen.
Wenn wir Gott unsere Zeit schenken, wird er uns unsere Zeit schenken. Genauso hat er das zu mir gesagt. Gott ist auch der Herr über Raum und Zeit. Und wenn wir Gott unsere Zeit schenken, werden wir auferbaut und gestärkt aus dieser Zeit heraus und in unseren Alltag gehen!
In Maleachi 3, 10 sagt Gott:
Hier spricht er in erster Linie vom Zehnten, aber das gilt genauso für unsere Zeit. Gott will, dass wir Zeit mit ihm verbringen, damit er uns lehren kann. Lehren zu vertrauen, zu glauben, damit wir wachsen und gedeihen können. Prüft mich, sagt Gott, ob ich mein Versprechen nicht halten werde und den Segen auf euch herabschütten, wenn ihr meinem Wort gehorcht.
Wir müssen uns entscheiden, Gott zu glauben und zu vertrauen. Wir müssen uns entscheiden, gegen unseren gesunden Menschenverstand zu handeln, der uns immer etwas anderes einflüstern will, weil er ja schließlich rechnen kann ... Wir müssen uns entscheiden, dass unser Leben nicht uns, sondern Gott gehört – zu 100 %.
Und wir müssen uns entscheiden, Gott zu vertrauen, dass er seine Versprechen hält und dass er nichts Böses mit uns im Sinn hat. Er wird uns und unsere Seele nicht vergewaltigen, er wird nichts mit uns tun, das uns schadet. Im Gegenteil – er will unserer Seele Ruhe und Frieden geben und uns alle Angst nehmen – selbst in den stürmischsten Zeiten.
Stellt euch noch mal vor, ihr würdet neben Jesus auf dem Sofa sitzen und euch in seinen Arm kuscheln. Und ihr wisst ganz genau, der, der da neben euch sitzt, hat genug Geld, um jeden Monat die Miete zu zahlen. Er hat genug Einfluss, um jeden, der euch wegen der verschwendeten Zeit mit erhobenem Zeigefinger ermahnen will, in seine Schranken zu weisen. Und ihr seid untrennbar mit ihm verbunden.
Ist das nicht eine echt geniale Vorstellung? Bei so jemandem im Arm zu liegen, würde bedeuten, sich nie wieder Sorgen um irgendetwas machen zu müssen und völlig entspannt den Augenblick genießen zu können.
Und das Beste daran ist – das alles ist kein Märchen, sondern die Realität. Die eigentliche Realität. Denn wir gehören untrennbar zu Jesus, dem alles Geld der Welt gehört und der alle Macht hat.
Und wenn wir uns in seiner Schule ausbilden lassen, werden wir immer mehr von dieser Realität wahrnehmen und verstehen lernen.
Ich will das. Ich will bis zum Ende meines Lebens in die himmlische Schule gehen und immer mehr von Jesus lernen. Denn ich bin damit noch lange nicht fertig, sondern stehe vielmehr noch ziemlich am Anfang. Ich will in Jesu Schule gehen und darin bleiben. Wer kommt mit?
Amen!
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