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Bei Jesus in die Schule gehen - 2

  • Autorenbild: Lisa Holtzheimer
    Lisa Holtzheimer
  • 2. Aug. 2021
  • 10 Min. Lesezeit

Höhere Schule


Wisst ihr noch, worüber ich das letzte Mal gesprochen habe?


Richtig, wir waren in der Schule. Und was eine richtige Schule ist, die ist nicht an einem Sonntagvormittag vorbei ... Sie dauert viele Jahre. Keine Angst, ich habe nicht vor, die nächsten 10 Jahre nur noch über Schule zu predigen ... aber heute möchte ich noch einmal anknüpfen an das letzte Mal. Vielleicht sollte ich besser sagen, Jesus möchte noch einmal anknüpfen, denn ihm ist dieses Thema offenbar sehr wichtig.


Letztes Mal haben wir uns über neugeborene Christenbabys unterhalten und über die Grundschule, in die ein Mensch nach seiner Wiedergeburt eintritt. Heute geht es in die höhere Schule – in die oberen Klassen sozusagen, denn den ersten Schritt in die höhere Schule hatten wir ja letztes Mal auch schon getan. Aber eine gute höhere Schule dauert viel länger als die Grundschule – und wenn Jesus uns mit in die Schule nimmt, dann können wir erwarten, dass es die beste höhere Schule ist, die es gibt. Eine höhere Schule hat auch einen höheren Anspruch als die Grundschule – und mit dieser höheren Schule ist es natürlich ganz genauso.


Den Grundstock in unserem Leben als Christ haben wir schon gelegt. Wir sind wiedergeboren und haben uns auch schon ein paar Gedanken über manche Dinge gemacht. Wir gehen ziemlich regelmäßig in den Gottesdienst und vielleicht auch noch in den Hauskreis.


Wenn das allerdings schon alles ist, was unser Leben als Christ ausmacht, dann haben wir Gottes höhere Schule noch nicht durchlaufen, sondern sind noch in der Grundschule.


Wenn ein Kind geboren ist, ist es noch hilflos und vollständig darauf angewiesen, dass seine Eltern die Verantwortung für sein Leben übernehmen. Genauso übernimmt Jesus vollständig die Verantwortung für dich, wenn du ganz frisch wiedergeboren bist. Du bist ja dann in eine für dich völlig neue und unbekannte Welt hineingeboren, die du erst kennen lernen musst. Somit reicht es zu Anfang natürlich, dich in Gottes Liebe zu „sonnen“ und erst einmal mit staunenden Augen um dich herumzuschauen, um all das Neue kennen zu lernen. So machen es neugeborene Babys ja auch. Die erste Zeit genügt es ihnen vollkommen zu spüren, dass die Mutter sich um alles kümmert. Trinken und schlafen ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Doch das bleibt nicht lange so. Schon bald entdecken sie die Welt mit ihren eigenen Augen – und sehr bald auch mit ihren eigenen Händen und Füßen.


Und mit jedem Schritt, den ein Kind mehr in die Selbständigkeit des Lebens macht, wächst auch die eigene Verantwortung in dem Maß mit. Ein Kleinkind kann nur ein Minimum an Eigenverantwortung übernehmen, aber es kann schon sehr bald selbst entscheiden, wann es Hunger oder Durst hat und ein Weilchen später auch schon alleine essen und trinken. Dafür kann es die Verantwortung schon in einem gewissen Maß übernehmen. Alleine über die Straße gehen kann es dann noch lange nicht. Aber auch das kommt nach einer angemessenen Zeit des Aufwachsens und Lernens.


Zu dieser Zeit gehören auch Versuche und „auf die Nase fallen“. Ein Kind versucht viele Dinge, und manchmal müssen die Eltern eingreifen, wenn der Entdeckerdrang gefährlich wird. Aber es kommt der Tag, an dem ein Kind gelernt hat, mit einer Schere umzugehen, und dann kann es auch lernen, mit dieser Schere verantwortlich umzugehen. Und es wird es lernen.


Kinder wollen auch lernen. Kinder wollen sich von den Eltern abnabeln und ihre eigenen Wege gehen und ihre eigenen Erfahrungen machen. Und dies ist ein normaler, gesunder und notwendiger Prozess.


Dieser Prozess ist aber nur dann gesund und kann normal verlaufen, wenn das Kind für seine eigenen Wege auch zunehmend die Verantwortung übernimmt. Unser deutsches Gesetzbuch teilt ja das Leben von Kindern und Jugendlichen auch in verschiedene Geschäftsmündigkeits- und Strafmündigkeitsstufen ein. Diese Einteilung orientiert sich am Alter des Kindes und der in diesem Alter zu erwartenden Verantwortungsfähigkeit. Sie steigert sich nach und nach.


Kind zu sein, bedeutet also nicht nur, sich auf das Trinken und Schlafen zu beschränken und ansonsten alles die Eltern tun zu lassen. Kind zu sein, bedeutet – ganz automatisch – Wachstum. Wachstum in Körpergröße sowieso, aber eben auch in den Lebensprozessen. Wachstum in Verständnis und daraus resultierend Wachstum in Eigenverantwortung.


Kind Gottes zu sein, durchläuft einen sehr ähnlichen Prozess. Über die Anfänge haben wir letztes Mal gesprochen, das will ich hier jetzt nicht alles wiederholen. Heute geht es um die Verantwortung, die wächst, je mehr ich als Christ wachse.


Denn auch als Kind Gottes wachse ich – nun vielleicht nicht mehr an Körpergröße, aber durchaus an Verständnis und Reife. Und an diese Punkte knüpft sich die Verantwortung für unser tägliches Leben als Christ.


Verantwortung ist ja immer auch geknüpft an ein Gegenüber. Wir haben Verantwortung ganz allgemeiner Art – gegenüber der Natur oder der Umwelt oder Verantwortung persönlicher Art gegenüber den Nachbarn, den Eltern, den Kindern ... Verantwortung ist nie ein „luftleerer“ Begriff, der ins Nichts greift.


Unsere Verantwortung als Christ ist geknüpft an das Gegenüber Jesus. Ihm sind wir verantwortlich und er wird eines Tages Rechenschaft von uns fordern über unser Leben. Er wird uns fragen, was wir aus unserem Leben gemacht haben und wie wir mit seinen Gaben, aber auch mit seinen Geboten umgegangen sind.


Wenn wir also die himmlische Grundschule verlassen haben, geht es mehr in die Tiefe. Letztes Mal habe ich gesagt, dass es am Anfang der höheren Schule u. a. darum geht, mehr Vertrauen und Glauben zu lernen. Eine Folge davon ist auch wieder mehr Verantwortung.


Und – mal zwischendurch – all dies ist nicht optional, nicht unserem so oft hochgehaltenen freien Willen überlassen. Als Kinder Gottes untersteht unser Wille dem Willen Gottes. Nicht mehr länger wir selbst bestimmen, wo es lang geht. Gott bestimmt unseren Weg. Gott will uns führen. Weil er ein überaus gnädiger Gott ist, lässt er uns manchmal eine Zeitlang an einer sehr langen Leine laufen – aber das andere Ende der Leine hat immer noch er in der Hand.


Wir können uns also nicht einfach entscheiden, ob wir die Verantwortung, die das Leben als Christ mit sich bringt, wirklich übernehmen wollen. Indem wir Jesus unser Leben anvertraut haben, haben wir diesen Vertrag unterschrieben, in dem steht, dass wir bereit sind, unser Leben nach Gottes Willen auszurichten und die Verantwortung dafür auch zu übernehmen.


So viele Christen bekehren sich (okay, wenn sie Christen sind, haben sie diesen Schritt schon hinter sich :-) ), gehen sonntags in die Kirche oder Gemeinde, vielleicht noch einmal in der Woche in den Hauskreis, geben ein paar Euro in die sonntägliche Kollekte – und damit denken sie, ihrer Verantwortung als Christ voll und ganz nachgekommen zu sein. Den Rest der Woche gehen sie ihren eigenen Dingen nach.


Jesus hat mich an Salomo erinnert. In 1. Könige 6 und 7 können wir nachlesen, wie Salomo den Tempel und seine eigenen Paläste gebaut hat. Zuerst hat er mit dem Bau des Tempels begonnen, so wie Gott es seinem Vater David gesagt hatte. David wollte dem Herrn einen Tempel bauen, aber Gott hat es ihm verwehrt – auf die Gründe hier genauer einzugehen, würde den Rahmen dieser Predigt sprengen. Ihr könnt es im 2. Samuel und weiter in 1. Könige nachlesen.


Stattdessen hat Gott David gesagt, dass sein Sohn Salomo ihm den Tempel bauen würde. Und Salomo hat diese Verantwortung sehr ernst genommen. Es war im Grunde noch nicht einmal seine eigene Entscheidung. Gott hat dies entschieden. Er hat Salomo nicht vorher gefragt: „Hast du vielleicht Lust, mir einen Tempel zu bauen?“ Nein, er sagt zu Salomos Vater, dass dessen Sohn diesen Tempel bauen wird.


Salomo hat diese Verantwortung ohne Zögern angenommen, weil Gott es gesagt hat. Das war für ihn Grund genug, keinen Moment lang daran zu zweifeln, dass es richtig ist, sich dieser Aufgabe zu stellen.


Salomo hat 11 Jahre lang am Tempel gebaut – und 13 Jahre lang an seinen Palästen. Im ersten Augenblick sieht das so aus, als hätte er sich doch mehr um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert als um den Tempel Gottes. Aber der Umkehrschluss kommt der Wahrheit sehr viel näher. Noch bevor Salomo mit dem Bau des Tempels und der Paläste begann, bat er Gott in 1. Könige 3 um Weisheit. Gott hatte ihn aufgefordert, um das zu bitten, was er Salomo geben sollte. Und Salomo bat nicht um Reichtum, Macht, Gesundheit oder andere Dinge, die das Herz begehrt, sondern er bat um Weisheit und um ein gehorsames Herz. Mal ehrlich – wie leicht wäre uns so ein Gebet von den Lippen gekommen, wenn Gott uns fragt: „Bitte, um was immer du willst, und ich werde es dir geben.“?


Salomo bat um ein gehorsames Herz. Und Gottes Antwort darauf finden wir in


1. Kö 3, 11 - 13


Deshalb konnte Salomo noch länger an seinen Palästen bauen als er am Tempel gebaut hat. Gott hat ihm all dies wortwörtlich hinzugetan. Warum? Weil Salomo gehorsam war und seine Verantwortung vor Gott sehr ernst genommen hat.


Was hat das nun mit uns zu tun? Eine ganze Menge. Wir haben eine Verantwortung für unser Leben als Christ. Ob wir wollen oder nicht. Wie gesagt – nicht optional. Wir haben die Verantwortung, Jesus ernst zu nehmen. Wirklich ernst zu nehmen. Als Gegenüber, als Ansprechpartner in allen Fragen und als Herr unseres Lebens! Wir haben die Verantwortung, Jesus beim Wort zu nehmen. Die Verantwortung, mit Jesus Kontakt zu halten und sein Wort immer besser kennen zu lernen. Die Verantwortung, diese Dinge und Erkenntnisse, die daraus resultieren, in unserem ganz persönlichen Leben umzusetzen. Und wir haben die Verantwortung, uns zu allererst um das Reich Gottes zu kümmern.


Gott hat mich an die Geschichte mit Salomo und dem Tempelbau erinnert und mir gesagt: „Ihr macht es genau umgekehrt. Ihr sorgt euch erst um euer eigenes Haus, um euer Auto, um euren Urlaub, um die Stromrechnung, die Wasserrechnung, die Telefonrechnung, den Lebensunterhalt. Wenn dann noch etwas übrig bleibt, bekomme ich vielleicht noch etwas davon ab.“


Und ich jedenfalls muss mir die Frage gefallen lassen, ob ich es nicht genauso mache. Mein Verstand kann ja rechnen. Es fällt mir oft schwer genug, den Zehnten am Anfang des Monats zu geben, obwohl ich weiß, dass meine Miete und so viele andere Dinge bezahlt werden müssen. Und es gab immer wieder Zeiten, in denen ich mich von meinem Verstand austricksen lassen habe und dann, wenn das Geld knapp wurde, als erstes am Zehnten gespart habe. Ich habe mir vorgenommen, das nicht wieder einreißen zu lassen – weiß aber auch sehr gut, dass diese Entscheidung immer wieder neu getroffen werden muss.


Der Verantwortung, Gott gegenüber gerecht zu werden, ist aber genau das Umgekehrte. Der Zehnte gehört Gott. Das ist auch nicht optional. Wenn wir Gott den Zehnten vorenthalten, bestehlen wir ihn. Und was sagt die Bibel über Diebstahl?`


1. Kor 6, 9. 10


Dies bezieht sich in erster Linie auf ganz irdische Fehltritte – und nur einen Vers weiter sagt Paulus auch deutlich, dass wir als wiedergeborene Christen durch den Namen Jesu reingewaschen und geheiligt sind.


Aber gerade diese Tatsache, dass wir durch das Blut Jesu nicht mehr zu dem Personenkreis gehören, der das Reich Gottes nicht ererben wird, führt uns unsere Verantwortung nur umso mehr vor Augen. Wenn wir schon keine Mitmenschen bestehlen sollen, wie viel weniger dürfen wir Gott bestehlen?


Ziemlich am Anfang der Bibel und auch ziemlich am Anfang der Menschheitsgeschichte hat Gott relativ klar festgelegt, wie wir mit den Gaben, die letztlich alle von ihm kommen, umgehen sollen.


5 Mo 10, 14a (HfA)


Das ist eine klare Ansage. Jedes Jahr den zehnten Teil sämtlicher Ernte. Die meisten von uns haben keinen Bauernhof mehr – und selbst wenn, wäre kein Pastor wirklich glücklich, wenn ein Bauer mit seinem Traktor vorgefahren käme und ein paar Zentner Getreide oder vielleicht ein paar Kälber und Lämmer im Hausflur abstellen würde ...


Aber die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen ändern nichts an der Grundaussage dieses Verses. Der zehnte Teil all unseres Einkommens – das heutzutage nicht mehr in Ziegenböcken und Lämmern gezählt wird, sondern in Euro – gehört Gott! Die Bibel sagt sehr deutlich, dass dieser zehnte Teil nicht uns selbst gehört. Er gehört in die Gemeinde. Eigentlich ist der Zehnte im Sinne der Bibel sogar noch nicht einmal dafür da, die Gemeinderäume zu unterhalten (was damals die Stiftshütte war), sondern der zehnte Teil allen Einkommens war dazu da, die Diener des Herrn zu bezahlen, die nämlich sonst verhungert wären, weil sie ihren Dienst für Gott ernst nahmen und deshalb keine Felder bestellen konnten und keinen Hof führen konnten. Alle anderen Dinge, die zum Unterhalt der Stiftshütte nötig waren, wurden durch zusätzliche Opfer bezahlt.


Übersetzt in unsere heutige Zeit heißt das, dass 10 % unseres monatlichen Einkommens nicht uns, sondern Gott gehören. Von diesen 10 % sollen die Diener der Gemeinde bezahlt werden.


Wenn wir uns dieser Verantwortung nicht stellen, bestehlen wir Gott. Und letztlich bestehlen wir damit auch uns selbst. Ich erinnere noch einmal an den Vers aus Maleachi 3:


Mal 3, 10


Wenn wir den vollen Zehnten geben, dann wird Gott sein Versprechen halten und uns des Himmels Fenster auftun und uns Segen die Fülle herabschütten. Dann wird er uns mit allem versorgen, was wir brauchen – so wie er es mit Salomo getan hat.


Wenn wir aber Gott nicht gehorchen und immer unseren eigenen Maßstab an unsere Verantwortung anlegen, dann kann Gott auch seinen Segen nicht ausschütten über uns. Jesus will, dass wir sein Wort endlich ernst nehmen und ihm endlich vollkommen glauben und vertrauen. Er ist der Herr der Herren, der König der Könige und er ist der Allmächtige. Ihm gehorchen Wellen, Wind und Meer. Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden.


Wieso glauben nur ausgerechnet wir Menschen so oft, dass wir uns aus seinem Wort nur das herauszupicken brauchen, was uns gerade gefällt? Ganz das Gegenteil ist der Fall. Je länger wir Christ sind, je länger wir im Glauben wachsen, desto größer wird auch unsere Verantwortung, uns wirklich nach Gottes Wort zu richten. Mehr Wissen ist immer auch mehr Verantwortung. Mehr Wissen und mehr Verantwortung führt zu verantwortlicherem Handeln.


Unser Handeln und unsere Verantwortung ist nicht optional. Es ist gebunden an Gottes Wort und seine klaren Anweisungen, wie wir damit umgehen sollen. Wir dürfen – nein, wir sollen sogar – ausprobieren, wir dürfen Gott prüfen und wir dürfen bei allem auch mal auf die Nase fallen. Aber eins dürfen wir nicht: liegen bleiben und die Verantwortung für unser Aufstehen jemand anders „in die Schuhe schieben“. Gott erwartet, dass wir aufstehen und weitere Schritte im Glauben und im Gehorsam machen. Dann wird er die Schleusen des Himmels öffnen und seinen Segen ohne Ende auf uns herabschütten.


Wollen wir das? Dann lasst uns heute den Entschluss fassen und uns Gott ganz neu unterstellen und ihn um Weisheit bitten, unserer Verantwortung als Christen nachzukommen.

Amen

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