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Der Heilige Geist - die dritte Person Gottes

  • Autorenbild: Lisa Holtzheimer
    Lisa Holtzheimer
  • 30. Mai 2020
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Aug. 2021


Wenn Christen von Gott sprechen, meinen sie im Allgemeinen den dreieinigen Gott, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Doch die dritte Person Gottes wird sehr oft ziemlich „stiefmütterlich“ behandelt und gar nicht richtig wahr- oder ernst genommen.


Dabei ist es gerade diese Person der dreieinigen Gottheit, die in uns Menschen Wohnung bezieht, wenn wir uns bekehrt, also unser Leben in Gottes Hände gelegt haben (vgl. 2Tim 1,14: "Dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohn").


Der dreieinige Gott

Die Bibel stellt uns Gott als den „dreieinigen Gott“ vor – und viele Menschen (Christen eingeschlossen) haben Probleme damit, sich dies wirklich vorzustellen. Wie kann das gehen – ein Gott und doch drei Personen? Deshalb gibt es auch manche – zum Teil recht abenteuerliche – Vorstellungen davon, wie diese Dreieinigkeit aussehen könnte. Die am weitesten verbreitete Erklärung ist wohl die, dass Gott eine einzige – also einzelne – Person sei, die drei unterschiedliche Wesenszüge hat.


Wenn man darüber aber genauer nachforscht, kommt man mehr und mehr zu der Überzeugung, dass dies nicht den Tatsachen entspricht. Dagegen würde schon sprechen, dass Gott von Anfang an sehr viel Wert auf Beziehung gelegt hat und allen seinen geschaffenen Wesen diese Sehnsucht nach Beziehung ins Herz gelegt hat. Eine einzelne Person ohne jedes Gegenüber jedoch hat keine Beziehung – selbst, wenn sie unterschiedliche Wesenszüge in sich trägt. Da Gott ohne Anfang und ohne Ende ist, hat er schon sehr lange existiert, bevor er die Welt und die Menschen erschaffen hat, und selbst die Himmelswesen (Engel, von denen später einige sich von Gott abgewandt haben [gefallen sind – der erste war Luzifer]) von ihm geschaffen wurden, also auch nicht von Anfang an existiert haben, wäre Gott als einzelne Person über eine sehr lange Zeit komplett alleine gewesen – einsam.


Gott von Anfang an brauchte und hatte also ein Gegenüber „auf Augenhöhe“. Dies letztlich ist sogar der entscheidende Unterschied des christlichen Glaubens zum Islam, wo großer Wert darauf gelegt wird, dass Gott (Allah, der freilich nicht mit dem biblischen Gott gleichzusetzen ist) keinen Sohn hat.


Doch der wahre und einzige Gott hat einen Sohn – und er hat ein weiteres Gegenüber: den Heiligen Geist. Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist sind drei eigenständige Personen. Vollständige Personen, nicht nur Wesensarten. Dreieinig sind sie trotzdem – nämlich in ihrem Willen vollkommen in Einheit verbunden. Es gibt keinen Unterschied in ihrem Willen, in ihren Entscheidungen usw. Jesus (also Gott, der Sohn) diskutiert nicht mit Gott, dem Vater, aus, ob dies oder jenes richtig oder falsch war oder man es evtl. doch hätte anders machen können :-). Nein, alle drei Personen sind sich vollkommen einig. Und das nicht erzwungenermaßen – also in einer Art Hierarchie, dass einer entscheidet und die anderen sich mehr oder weniger zähneknirschend seinem Willen beugen, sondern wirklich einig. Sie denken und fühlen exakt dasselbe. Drei Personen und doch eins – der dreieinige Gott.


Der Heilige Geist ist eine Person

Zuerst einmal müssen wir uns bewusst machen, dass der Heilige Geist tatsächlich ebenso eine Person ist wie Gott, der Vater, und Gott, der Sohn. Sein Name verleitet uns gerne dazu, uns etwas „Gespensterhaftes“, nicht wirklich Greifbares, vorzustellen. Doch diese Vorstellung ist geprägt von dem, was die Menschen viel später in Erzählungen, Märchen usw. erfunden haben. Dort sind Gespenster irgendwelche gardinenartigen Wesen, die durch die Luft schweben und – je nach Wesensart – die Menschen erschrecken oder belustigen. Diese Wesen werden in Geschichten auch als Geister bezeichnet – und so sind wir wohl zu unserer Vorstellung von Geistern jeder Art gekommen.


Die real existierenden Geister in der unsichtbaren Welt, von der die Bibel an vielen Stellen berichtet, sind jedoch keine schwebenden Gardinen, sondern allesamt Personen – das gilt für die Dämonen, also die bösen Geister, ebenso wie für den Heiligen Geist. Sie alle haben eine eigene Persönlichkeit, Gefühle, einen Willen, eine Intelligenz und sind handlungsfähig.


Der Heilige Geist wird im griechischen Urtext der Bibel – der Sprache, in der das Neue Testament ursprünglich geschrieben wurde, weil Griechisch in der damaligen Zeit die „Weltsprache“ war, die jeder sprach und verstand – als „Paraklet“ bezeichnet; das bedeutet übersetzt: der Beistand, der Fürsprecher, der Tröster. Deshalb wird der Heilige Geist auch zu Recht als unser „Anwalt“ bezeichnet – was sehr anschaulich in Röm 8,26 beschreiben wird: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“


Der Heilige Geist vertritt uns mit „unaussprechlichem Seufzen“ – anders ausgedrückt: Er tritt vor Gott, dem Vater – aber auch dem gerechten Richter – für uns ein. Und das nicht nur, weil es seine Aufgabe ist (so wie bei einem Strafverteidiger, der dafür bezahlt wird), sondern weil er uns liebt. Liebe tritt immer für den Geliebten ein, Liebe findet immer noch etwas Gutes an einer Person, auch wenn sie sich in vielen Punkten falsch verhält; sogar, wenn sie schlimme Straftaten verübt hat.


Gott liebt jeden Menschen (Joh 3,16: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben"); gleichzeitig ist er der gerechte Richter:


1Mo 18,25: "Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?"


Ps 7,12: "Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich strafen kann."

Jer 11,20: "Aber du, HERR Zebaoth, du gerechter Richter, der du Nieren und Herzen prüfst, lass mich sehen, wie du ihnen vergiltst; denn ich habe dir meine Sache befohlen."


2Tim 4,8: "Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben."


Der gerechte Richter nun kann – im Gegensatz zu menschlichen Richtern – nicht anders als gerecht richten. Wobei die Gerechtigkeit Gottes teilweise auch mit anderen Maßstäben gemessen wird als irdische Gerechtigkeit, doch das ist ein anderes Thema. Nach der absoluten Gerechtigkeit Gottes ist jeder Mensch schuldig vor ihm – ohne Ausnahme. Damit Menschen trotzdem mit Gott versöhnt werden können, kam die zweite Person Gottes – Jesus Christus, der Sohn – als Mensch in diese Welt.


Welche Aufgabe hat nun der Heilige Geist? Diese dritte Person Gottes ist zum Einen die Person Gottes, die in einem Menschen Wohnung bezieht. Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist – und der menschliche Geist kommuniziert mit dem Heiligen Geist.


Der Heilige Geist ist auch die Person, die unsere Anliegen vor Gott bringt. Wenn wir beten, wissen wir so oft nicht, wie wir richtig beten sollen. Doch der Heilige Geist kennt unser Herz und „übersetzt“ unsere Anliegen für Gott.


Doch er tut noch viel mehr für uns. Der Heilige Geist ist die Person Gottes, die uns mit Gaben beschenkt. Die Bibel kennt viele Geistesgaben, besonders der 1. Korintherbrief ist voll davon.


Die erste Gabe, die der Heilige Geist Menschen gab, war die Gabe des Zungenredens – auch Sprachengebet genannt. Kurz vor seiner Himmelfahrt gab Jesus seinen Jüngern den Trost: „ Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird ...“ (Apg 1,8). Bisher war der Heilige Geist auf der Erde noch nicht in Erscheinung getreten, obwohl er – ebenso wie Gott, der Vater, und Gott, der Sohn – ohne Anfang war und seit allen Zeiten existiert hatte. Nun war die Zeit gekommen, dass Jesus wieder in den Himmel zurückging, wo auch er seit allen Zeiten gewohnt hatte, bevor er als Mensch auf die Erde kam. Doch die Menschen sollten nicht mehr ohne Gottes direkte Nähe auf der Erde leben müssen. Deshalb wurde einige Tage später der Heilige Geist ausgegossen (nachzulesen in Apg 2). Wir nennen dies heute Pfingsten.


Der Heilige Geist kam mit einem Brausen vom Himmel und erfüllte das ganze Haus, in dem die verängstigten Jünger beieinander saßen. „Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederließen. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden; jeder sprach so, wie der Geist es ihm eingab.“ (Apg 2, 3.4).


Die Menschen rund um sie herum konnten das erst nicht begreifen und dachten, die Jünger seien betrunken. Petrus musste dies dann aufklären (genauer nachzulesen hier: Apg 2, 14ff).


Nun war der Heilige Geist ausgegossen auf die Menschen – zuerst auf die direkten Jünger Jesu, doch nach wie vor wird er weiterhin auf alle Menschen ausgegossen, die ihr Leben Jesus übergeben.


Jeder Christ hat also den Heiligen Geist in sich, denn mit der Bekehrung zieht dieser in den Menschen ein. Unser Körper wird auch als „Tempel des Heiligen Geistes“ (1Kor 6,19) bezeichnet, mit dem wir entsprechend umgehen sollen.


Die Gaben des Geistes

Die Bibel berichtet uns davon, dass der Heilige Geist uns mit Gaben beschenkt. Die erste schon erwähnte Gabe ist die Zungenrede. Diese wird in der Bibel als die „geringste Gabe“ bezeichnet – womit freilich nicht gemeint ist, dass diese Gabe nichts wert ist (wie könnte man das überhaupt jemals von einer Gabe des Heiligen Geistes behaupten?), sondern dass sie die „kleinste“ oder "einfachste" Gabe ist, die jedem Christen zur Verfügung steht.


Es gibt viele unterschiedliche Geistesgaben, von denen nicht jeder Christ jede Gabe hat, doch die Zungenrede ist eine Gabe, die jedem Christen zur Verfügung steht. Sie ist das Zeichen des Heiligen Geistes (vgl. Apg 19,1 – 6). Als Paulus den neubekehrten Christen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen (fremden Sprachen) und weissagten. Wer also mit dem Heiligen Geist getauft ist, dem folgt das Zeichen der Sprachenrede ganz automatisch.


Es gibt weitere Gaben des Heiligen Geistes, die nicht unbedingt jedem Christen zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Manche Gaben bleiben ein Leben lang bei einem Menschen, manche werden ihm zu einem bestimmten Zweck für eine bestimmte Zeit anvertraut. Doch jeder Christ hat Gaben, die ihm der Heilige Geist geschenkt hat.


So gibt es die Gabe der Prophetie (Weissagung), die Gabe der Krankenheilung, die Gabe des Gebetes (hier ist eine besondere Ausdauer im Gebet gemeint – denn „normal“ beten kann und sollte jeder Christ), die Gabe des Dienens, die Gabe der Auslegung von Sprachengebet, die Gabe der Geisterunterscheidung und viele mehr.


Alle diese Gaben kommen von Gott, dem Heiligen Geist. Und alle diese Gaben stehen uns auch heute noch zur Verfügung. Wir können Gott bitten, uns eine bestimmte Gabe zu schenken – noch besser fragen wir ihn selbst, welche Gabe er für uns hat und uns schenken will.


Wir können als Christen anderen Christen die Hände auflegen und sie damit zeichenhaft im Heiligen Geist taufen. Zeichenhaft deshalb, weil natürlich nicht wir jemanden taufen, sondern Gott selbst dies tut. Doch auch hier ist es für viele Menschen hilfreich, ein sicht- und spürbares Zeichen zu haben – eben die Handauflegung. Das direkt folgende geistliche Zeichen ist dann, dass der im Geist getaufte Mensch ab sofort in der Lage ist, in einer ihm unbekannten Sprache zu reden – einer menschlichen oder einer himmlischen Sprache.


Manchen Menschen ist es zuerst unangenehm, plötzlich Worte und Sätze auszusprechen, die er selbst nicht versteht. Darum sollte niemand, der bei einer "Geistestaufe" anwesend war – sei es aktiv als Beter oder passiv als Zuschauer – von der gerade neu geistgetauften Person quasi die "Bestätigung" verlangen und die Person auffordern, jetzt gleich sofort laut für alle hörbar mit dem Sprachenbeten "loszulegen". Es gibt Menschen, die tun dies sofort und haben keinerlei Scheu – andere jedoch beginnen erst vorsichtig, langsam und leise damit in ihrem ganz privaten Schlafzimmer, wo niemand außer Gott sie hört. Beides ist legitim und gleichwertig. Wichtig ist nicht das "Wie", sondern, dass einem Christen bewusst ist, dass er die Gabe hat und sie anwenden kann, darf und sollte. Auf diese Weise wird der Umgang damit immer vertrauter und "normaler" – und manche Menschen machen auch die Erfahrung, dass der Wortschatz dieser für sie ja völlig fremden Sprache mit der Zeit umfangreicher wird; beinahe so, als wenn man eine Sprache in der Schule lernt und immer neue Vokabeln hinzukommen. Nur, dass man i. d. R. diese Vokabeln selbst nicht versteht ;-).


Wenn die Bibel in Rö 8, 26 sagt, dass wir nicht wissen, wie wir beten sollen, aber der Geist unserer Schwachheit aufhilft, ist damit genau dies gemeint. Wohl jeder von uns kennt die Situation, in der man beten möchte – sei es in der Anbetung, in der Fürbitte oder jeder anderen Art von Gebet – und nach wenigen Sätzen im Grunde am Ende ist, weil man eben nicht weiß, was man eigentlich beten soll, wie man sein Anliegen in noch anderen Worten ausdrücken soll. Man dreht sich im Kreis, wiederholt seine Worte und Anliegen in verschiedener Weise – aber letztlich bleibt es bei zwei, drei Grundgedanken.


Der Heilige Geist aber weiß, was zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Anliegen das richtige Gebet ist. Wenn wir uns ihm überlassen und dann in Sprachen zu beten beginnen, können wir oft eine Stunde oder länger problemlos „reden“, also beten, ohne nicht mehr weiterzuwissen. Das Geheimnis darin liegt natürlich darin, dass wir nicht mehr selbst unseren begrenzten Verstand einsetzen müssen, um unser Anliegen oder unsere Anbetung in passende Worte zu formen, sondern dass der Heilige Geist in, durch und mit uns betet. Dies zu erfahren, ist eine unendliche Befreiung!


Zusammenfassend kann man also sagen: Der Heilige Geist ist eine eigenständige Person mit einer Persönlichkeit, Gefühlen, Intelligenz und Handlungsfähigkeit, der in seinem Willen, in seinen Gedanken und Gefühlen vollkommen eins ist mit den beiden anderen Personen der Gottheit – dem Vater und dem Sohn.


Der Heilige Geist ist der Tröster, der uns sanft berührt und uns vor Gott, dem gerechten Richter, vertritt als Anwalt.


Der Heilige Geist lebt in dem Menschen, der sein Leben Gott zur Verfügung gestellt hat, und leitet diesen Menschen ganz persönlich.


Der Heilige Geist beschenkt Menschen mit Gaben, die dazu da sind, den Menschen selbst und/oder andere Menschen aufzuerbauen, zu helfen, zu heilen.


Der Heilige Geist ist real und lebendig und spricht heute jeden Tag zu uns – durch unsere Herzen, auch durch unseren Verstand. Wer lernt, seine Stimme aus vielen anderen Stimmen in uns drin herauszuhören, wird eine ganz neue Qualität geistlichen Lebens im ganz normalen Alltag kennen lernen (vgl. dazu auch den Artikel: „Dialog mit Gott“).


© Lisa Holtzheimer

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